Montag, 7. Juli 2014

Tag 037: Ein ungleiches Gespann

Am Morgen setzen mich die Eltern wieder in Maiern ab, bevor sie um den Gebirgszug bzw. über den Jaufenpaß ins Passeier Tal fahren, um von dort zur Schneeberghütte in St. Martin, einem ehemaligen Bergwerksdorf ohne Straßenanschluß auf mehr als 2300 Metern Höhe, aufzusteigen.

Ich gehe direkt durch das Bergwerks- und insbesondere Erztransportgebiet und über die 2700 Meter hohe Schneebergscharte, die auch von vielen Moutainbikern auf der Transalp vom Tegernsee zum Gardasee genommen wird.

Über knapp 30 km wurde früher über Tage via Bremsberge, Tonnenaufzüge, Pferdetrassen und Materialseilbahnen das in den Stollen unter St. Martin am Schneeberg gewonnene Erz ÜBER den Berg (später mittels extra gegrabener Stollen auch teilweise DURCH den Berg) hinunter nach Maiern und von dort weiter nach Sterzing transportiert.


Es ist einerseits beeindruckend, unter welchen Umständen in dieser Höhe über Jahrhunderte Silber-, Blei- und andere Erze hier gewonnen wurden, aber andererseits auch, wie die Landschaft heute noch - nach mehr als 85 Jahren (Maiern) bzw. fast 50 Jahren (St. Martin) - die deutlichen Zeichen und Hinterlassenschaften zeigt und auch, was das Südtiroler Bergbaumuseum erhält bzw. sogar noch zusätzlich restaurieren will.
Für die angebotene GANZTÄGIGE Führung habe ich mir zwar nicht die Zeit genommen, aber auch die Infotafeln und Relikte am Weg vermitteln interessante Einblicke.

Bereits kurz nach Maiern, noch auf der steil ansteigenden Asphaltstraße treffe ich die beiden Transalp gen Gardasee radelnden Brüder vom Spitzingsee wieder, die mit uns in der gleichen Pension genächtigt hatten. Beim Frühstück hatten wir uns noch über die vielen Pannen bei den Transtirol-Radlern unterhalten, wobei sie robusteres Material bevorzugen und weniger gewichtsoptimiert arbeiten. Nun hat einer von beiden einen Rahmenbruch und ihre Reise ist nach gut zwei Tagen bereits wieder zu Ende.
Tragisch - da bin ich doch froh, daß bei mir die Luft nicht so schnell raus ist, Haarrisse bei mir eher zur Platte führen und die bisher aufgetretenen Materialschäden eher von weniger Belang sind.

Da hatten die anderen beiden Radler mehr Glück, die Bremszug des Uralt-Rads der 70-jährigen Vermieterin am Sonntag abbauen und als Ersatzschaltungszug hinbasteln können und dürfen.

In der Moarerberghütte treffe ich zu Mittag einen weiteren einsamen Radler: Aus Remscheid und auch auf dem Weg über die Alpen gen Gardasee. Er bricht vor mir wieder auf, um so erstaunter bin ich, ihn beim Verlassen der Hütte wieder ankommen zu sehen.
Etwas vergessen ? Auch ein Materialschaden ? Nein, nur falschen Weg eingeschlagen. Ich beneide ihn nun wirklich nicht: Bis dorthin konnte man fahren, aber nun kommen gut 600 Aufstiegsmeter, wo er das Rad schieben, tragen oder auch mal schleifen muß. Immerhin hat er spezielle Schuhe an, die Bergstiefel und Radlerschuhe in einem sind.

Da ich etwas Vorsprung habe, schaue ich immer mal wieder zurück und im oberen Bereich gebe ich auf die Entfernung schon auch mal Ratschläge zur Wegewahl, denn hier sind jüngst schon einige Radler rüber - trotz einiger Schneefelder.


An einem kritischen Stück ist er dann wohl kurz vor dem Umkehren, aber mit etwas Warten, Hinweisen für die nächsten Schritte und einer Runde Traubenzucker für die letzten 100 Höhenmeter nun wieder auf relativ breitem und freiem Wege, gehen wir doch noch als ungleiches Gespann über den Übergang.


Hinab zur Schneeberghütte macht er sogar extra langsam und spendiert mir dort sogar noch Apfelstrudel und heiße Schokolade. Das ist aber nett !

Während er sich dann noch auf den Weg ins Tal macht, bleibe ich mit den zeitgleich eingetroffenen Eltern über Nacht hier. Die Hütte war ehemals der Büro- und Wohntrakt des administrativen Bergwerkspersonals und einigen Luxus gibt es heute noch: Auf welcher Berghütte kann man sonst Wäsche (noch dazu kostenlos) durch die Maschine jagen lassen ?
Und das Essen war auch Spitze !








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